Willkommen

Zahnmedizinische Situation in Gambia

Die Zahnstation in der ASB Klinik in Gambia wurde 2007 aufgebaut. Es handelt sich um die modernste Behandlungseinheit des Landes. Es gibt im Land keine Möglichkeit Zahnmedizin zu erlernen oder gar zu studieren. Alle in diesem Bereich tätigen Menschen sind handwerklich geschickte Menschen, die angelernt werden. Sie haben dann den Titel eines „oral health workers“

Modou An zB wurde so ausgebildet durch Prof Jordan von der Universität Witten Herdecke in Deutschland. In einem 6 wöchigen Kurs wurde Ihm beigebracht, wie er anästhesiert, und wie er Zähne ziehen kann. Die Entfernung von Karies und die Fertigkeit Füllungen zu legen sind ebenfalls mal angesprochen worden. Hier in der Zahnstation der ASB Klinik waren im vergangenen Jahr 12 Zahnärzte aus Deutschland. Sie versuchen Modou An und auch die Assistens Bintou jedes Mal weiterzubilden.

Die Ausbildung sollte kontinuierlicher erfolgen. Es ist sehr schwer immer wieder die basics neu einzuüben. Eine Zahntechnik, wie wir sie in Europa kennen existiert hier gar nicht. Die meisten extrahierten Zähne werden gar nicht ersetzt. Wenn sie doch ersetzt werden, werden einfache Kunststoffersatzteile angefertigt, die ohne Verankerungen, nur durch die Klemmwirkung des Kunststoffs an den verbliebenen Zähnen halten.
Wir besprechen mit jedem Patienten die Notwendigkeit professioneller Vorsorge und Reinigung. Ca 1 % folgen unserem Rat…. Immerhin es ist ein Anfang. Grundsätzlich sehen wir kaum Patienten ueber 8 Jahre, die noch keinen Zahn verloren haben.

Geschrieben am: 07.02.2013 Kategorien: Gambia 2013 Autor:

Noma eine in Deutschland unbekannte Erkrankung

Auch im letzten Jahr wurden wir wieder mit einer Erkrankung konfrontiert, die uns aus dem Studium nicht bekannt war. Wir hatten bei einem Rotary Vortrag schon einmal davon gehört : Noma. Wasserkrebs. Es beginnt mit einer bakteriellen Entzündung des Zahnfleisches bei jungen Kindern. Wenn es in der ersten Phase zahnärztlich behandelt wird kommt es zu einer kompletten Ausheilung.

Wenn nicht entwickelt sich ein mehr oder weniger grosses Loch erst in der Wange, später auch im Nasenbereich. Unbehandelt verläuft diese Erkrankung in 70-90 % aller Fälle letal. Dieser 4 jährige Patient kam letztes Jahr zu uns in Behandlung. Das Gemeine an dieser Erkrankung ist die Ausbreitung auch auf den Knochen und alle angrenzenden Gewebe, wie Zunge ect. Der Patient war schon 4 Wochen unter Antiobiose hier in der Klinik und wartete auf uns. Vorher sah der Befund noch schlechter aus.

Nach einer 1 1/2 stündigen OP und weiteren 2 Tagen Aufenthalt in der Klinik verliess uns unser kleiner Patient letztes Jahr ganz vergnügt

Wir waren sehr froh ihn nach 11 Monaten gesund und munter wieder zu treffen. Die Narbe muss sicher noch ein oder zweimal korrigiert werden, aber dann hat er eine lebenswerte Zukunft vor sich. Prof Li hat den Patienten in diesem Jahr gesehen. Da die Mundöffnung wunderbar ist muss er in diesem Jahr nicht operiert werden. Vielleicht wächst das Narbengewebe so mit, dass eine zweite Operation unnötig wird.

Sicher ist dies ein plakativer Fall. Aber es wäre schön, wenn diese Kinder einfach früher, durch regelmässige Zahnarztbesuche behandelt werden könnten. Auch deswegen ist es so wichtig, dass es eine Zahnstation hier in Gambia gibt. Des weiteren ist eine Operation hier vor Ort um ein vielfaches günstiger als wenn die Patienten ins Ausland geflogen werden müßten.

Geschrieben am: 06.02.2013 Kategorien: Gambia 2013 Autor:

Ein Baby namens Henrike ???

Ich habe lange überlegt, ob ich folgende kleine Anekdote berichte.
Gestern Mittag hat Frau Dr. Henrike Rolf bei einem 12 jährigen Mädchen einen kleinen gutartigen Tumor aus dem Mundboden  herausoperiert. Der Vater saß die ganze Zeit daneben. Er mochte logischerweise bei dem Eingriff nicht zusehen. Emsig beackerte er seine Gebetskette. Seine Lippen bewegten sich dazu. Der Eingriff war nicht einfach, weil das Verletzen eines Gefäßes in der Mundbodenregion immer dramatische Komplikationen mit sich bringen kann. Alles verlief aber bestens. Als Dr Rolf fertig war hielt sie der Vater am Ärmel fest und bat sie ihren Namen auf ein Blatt Papier zu schreiben. Wir fragten nach dem Sinn.
Er sagte: „meine Frau ist mit einem Mädchen schwanger im achten Monat. Der Name des Baby s wird Henrike sein“

Geschrieben am: 05.02.2013 Kategorien: Gambia 2013 Autor:

Ein Traum – Ausflug in die Mangroven


Anlegestelle im Gambia River


Austern in den Mangroven

Der Gambia River ist die zentrale Ader Gambias. Hier feuerten die englischen Kanonenboote nach Nord und Süd. Der Fluss mündet in Banjul in den Atlantik und ist bis Georgetown salzhaltig. In den Mangroven leben 2 unterschiedliche Krokodilarten.
Die kleinere der beiden ist vom Aussterben bedroht, weil die Fischbestände, die sie zum Überleben benötigt immer geringer werden.

Mit doppelstöckigen Booten werden Touristen durch die Mangroven geschippert. Gekocht und gegrillt wird an Bord. Die unendlichen Mangroven lassen ein Anlegen auch gar nicht zu. An dem Wurzelwerk der Mangroven siedeln sich Austern an. Gudrun hat uns davon abgeraten sie zu probieren. Selbst Ihr Magen ist dafür nicht resistent genug. Wir sind ansonsten sehr neugierig und probieren alle möglichen Arten von Fischen und Krustentieren. Meist ohne böse Folgen.

Geschrieben am: 05.02.2013 Kategorien: Gambia 2013 Autor:

Eindrücke traditioneller Märkte – Serrekunda

Es ist immer wieder ein Erlebnis die Märkte in Gambia zu besuchen. Der Größte ist der Markt in Serrekunda. Wir haben uns noch nie getraut innerhalb des Marktes zu Photographieren. Es ist unglaublich eng. Die Menschen sprechen einen permanent an und die Waren sind alle second oder gar third hand.

Aber der Markt ist das Zentrum des Lebens. Alle Menschen strömen dorthin. Auch Lebensmittel werden dort gehandelt. Fische und Fleisch liegen in gewöhnungsbedürftigen hygienischen Zuständen auf dem Boden. Kinder und Hunde stromern herum. In der Fleischabteilung sind Jungen damit beschäftigt mit einem Palmenwedel die Fliegen zu verscheuchen. Diese Übung gleicht einer Stepaerobic für die Fliegen. Bei jedem Palmenwedelhuschen springen die Fliegen für den Bruchteil einer Sekunde auf, um sich an exakt gleicher Stelle herabzusetzen.

Das Leben um den Markt herum ist auch emsig. Noch in 1-2 km Entfernung spürt man das Markttreiben. Weiter entfernt ebt die Aktivität langsam ab.

Geschrieben am: 04.02.2013 Kategorien: Gambia 2013 Autor:

Reggae, Rasta & drugs

Ohne Worte, manchmal sagen Fotos alles……

Man merkt den Zusammenhang der Kulturen Westafrikas und der Karibik sehr deutlich. Die Gesellschaft hier ist jedoch 2-3 geteilt. Wie bei uns sicher auch. Als Beobachter von außen ist es jedoch augenscheinlicher. Neben den sportlichen „Normalos“, die sich auch gerne auf afrikanische Wurzeln besinnen, gibt es die mehr oder weniger stark islamistisch geprägten Menschen und eben die Rastafari.
Sie sind immer besonders entspannt. Zumindestens einige von ihnen rauchen „Ganja“. Was auch immer es genau ist, scheint es ähnlich wie Gras zu wirken. Es ist vom Präsidenten strengstens verboten.

Geschrieben am: 03.02.2013 Kategorien: Gambia 2013 Autor:

Das FACE Projekt und seine Helfer

Heute beginnt eine neue Runde in dem „face Projekt“. Prof Li , Prof Hölzle , Dr. Siegert, Dr. Godewer und einige Kollegen kommen einmal im Jahr und operieren in einer Woche ca 60-100 Kinder vor allem mit Spalten. Dies können nur Gaumenspalten, wie bei dem Kind oben sein, oder auch Lippen-Kiefer-Gaumen Spalten, wie bei dem Kind unten.

Dieses Kind ist die Zwillingsschwester von einem Jungen. Sie wiegt nach einem Jahr nur die Hälfte von Ihrem Bruder. Die Unterernährung durch erschwerte Nahrungsaufnahme ist aber nur ein Problem. Häufig kommt es zur Dämonisierung der Kinder. Nicht wenige werden umgebracht. Bei durchschnittlich 6.9 Schwangerschaften, die eine Frau hier hat wird der Verlust wohl als kleiner empfunden.

In den letzten Wochen haben die beiden Klinikleiterinnen Gudrun Lehmbeck und Beatrice Weigelt wieder Radiospots auf Langwelle schalten lassen, so dass bereits zum 9 ten Mal über dieses Projekt informiert wurde. In den letzten Tagen haben wir hunderte von Patienten vorausgewählt. Dabei kommen viele Patienten, für die hier im Moment nichts getan werden kann, mit zum Teil grausamsten Erkrankungen, wie zum Beispiel dieser Tumor am Fuss. Viele Familien machen sich auch aus dem Senegal, Burkina Faso und Mali auf den Weg. Im Umkreis von 2000km gibt es keine vergleichbaren OP Möglichkeiten.

Geschrieben am: 02.02.2013 Kategorien: Gambia 2013 Autor:

Zwei starke deutsche Frauen

Gudrun Lehmbeck aus Lüneburg, kümmert sich seit 2003 in Gambia. Sie ist ausgebildete Lehrrettungsassistentin und Flugrettungsassistentin. Gudrun hat den Werksschutz bei Airbus in Finkenwerder ausgebildet.  Anschliessend ging sei für den ASB nach Syrien und hat im Irak Krieg 1 und 2 im Irak gearbeitet.

Beatrice Weigelt ist seit Ewigkeiten hier in Gambia. Die ehemalige Lehrerin hat ihre Tochter hier in Gambia aufgezogen.
Die Aufgabenverteilung ist eindeutig. Beatrice kümmert sich um das Personal und den administrativen Teil der Klinik, während Gudrun sich in den Behandlungszimmern, um einen reibungslosen Ablauf kümmert.

Der ASB schiebt solche Projekte immer an und erklärtes Ziel ist es das fertige laufende Projekt irgendwann den Einheimischen zu übergeben. Vor der Weltwirtschaftskrise war es fast soweit. 90 % der Ausgaben konnten aus den Einnahmen gedeckt werden. Leider ist die Quote seitdem wieder geringer. Jedoch ist der Hilfsanteil aus dem Topf des ASB nur noch minimal. Das Defizit wird zum Teil aus der Zahnstation ausgeglichen.

Über 40 Mitarbeiter ( vorwiegend Frauen ) wurden vor 2 Jahren gefragt, ob sie bereit wären das Projekt zu übernehmen. Sie lehnten ab. Wohl aus gutem Grund. Auch wir kennen mittlerweile etliche Projekte, die hier gescheitert sind. Die Kraft, die diese beiden Frauen in dieses Projekt stecken ist enorm. Trotzdem ist es die große Hoffnung in einigen Jahren das Projekt in die Hände der Einheimischen zu übergeben und es nur noch zu begleiten, ohne, dass es stirbt.

Geschrieben am: 01.02.2013 Kategorien: Gambia 2013 Autor:

Ein Erlebnis – Fischmarkt von Bakau

Abends gegen 4-5 Uhr kommen die Fischer vom Meer zurück. In schmalen Booten meistens mit Außenbordern, vereinzelt auch mit Rudern sind sie den ganzen Tag auf dem Atlantik. Die schwierigen Passagen sind die ersten Meter der Brandungszone. Gefangen werden große Atlantikfische. Ladyfish ist am häufigsten. Einige unserer Seevetaler Patienten kennen diese Fischart von Angesicht zu Angesicht aus Zimmer 4 :-). Ein buntes Gewusel von Menschen entlädt die Boote, filiert die Fische verkauft sie weiter an Restaurants und Händler.

Vor Jahren hat die EU ein Hilfsprojekt für die Fischer initiiert.Um das Entladen der Boote zu vereinfachen wurde eine Pier aus Stahl und Holz in das Meer heraus gebaut. Am Ende der Pier sollten zwei Kräne das Anheben der Fischkisten ermöglichen. Kleines Problem an dieser Idee. Bis mit der neuen Methode zwei Fischkisten angehoben wurden, hatten die ins Wasser watenden Gambianer schon ein ganzes Boot mit 20 Kisten entladen.

Nach einer gewissen Schamfrist haben die Gambianer das Holz demontiert und zum Räuchern der Fische verwendet. Ein Stahlskelett, welches ins Meer ragt erinnert daran. Viele solcher nett gemeinter Versuche begegnen uns hier immer wieder.

Ansonsten ist dieser Fischmarkt sehr vital. Vom Balkon eines Restaurants oberhalb kann man das Treiben wunderbar beobachten.
Der Fischfang ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige Gambias. Der Präsident hat allerdings die Fischfangrechte der nicht so küstennahen Gewässer an die Japaner verkauft. Nach sonnenuntergang sieht man die Positionslichter eines Trawlers mit langen Schleppnetzen die Küste auf und ab fahren. Die Fischer beklagen ständig geringer werdende Fänge.

 

Geschrieben am: 31.01.2013 Kategorien: Gambia 2013 Autor:

Sex Tourismus

„Bumster“ werden die muskelgestählten jungen Männer genannt. Sie tauchen überall dort auf, wo es Touristen gibt. Meist sind sie eine Plage, da sie sich ungefragt und mit großer Hartnäckigkeit als Reiseführer, Begleiter oder Unterhändler an Souvenirständen anbiedern, diese „nervende“ Erfahrung haben auch wir in den letzten zwei Jahren machen dürfen- kein Abendspaziergang oder Restaurantbesuch ohne „Bumster Attacke“.

In vielen Fällen sind ihre Dienste jedoch erwünscht und die Begegnung mit ihnen der einzige Zweck der Reise an die Küste Gambias.
Eigentlich Prostitution- jedoch fällt dieses Wort hier in Gambia nicht, da die Bumster keine direkte Bezahlung für den Sex erhalten. Die Frauen zahlen in der Regel das Hotel, das gemeinsame Essen, kaufen Kleidung oder andere Dinge. Sie finanzieren den Bumster ein Leben, welches für sie im normalen Leben unerreichbar wäre. Es gibt ein Restaurant in Touristenort Senegambia „Alibaba“, wo man dieses „bunte“ Treiben jeden Abend bis in die frühen Morgenstunden im Hinterhof beobachten kann.

Ein Flugticket nach Europa, dass ist das Ziel eines jeden Bumsters. Jedoch enden die meisten „Beziehungen“ am Flughafen von Banjul- entweder für immer oder bis zum nächsten Urlaub, auch dieses konnten wir schon „beobachten“ ……

Geschrieben am: 29.01.2013 Kategorien: Gambia 2013 Autor: